So lautet der Titel meines Buches. Und er ist bewusst provokant – weil wir in politischen Debatten oft so tun, als wäre das Gegenteil der Fall.
Wenn es um Bildung, Infrastruktur oder soziale Sicherheit geht, hören wir immer wieder:
„Dafür ist leider kein Geld da.“
Aber was heißt das eigentlich – „kein Geld da“?
Ein Staat mit eigener Währung kann niemals „kein Geld“ haben. Er kann nur entscheiden, wofür er Geld ausgibt – und was er sich leisten will.
Die eigentliche Frage lautet also nicht: Können wir uns das leisten?
Sondern: Wollen wir es uns leisten?
Viele Debatten über Staatsschulden, Inflation oder Zinsen kranken an einem Denkfehler:
Man verwechselt Geld mit Wohlstand.
Dabei ist Geld nur das Mittel – nicht das Ziel.
Wohlstand entsteht aus zwei Dingen:
Fehlt das Geld im Umlauf, bleibt das Potential ungenutzt.
So wie in der Weltwirtschaftskrise: Fabriken standen still, obwohl alles da war – nur das Geld nicht.
Deshalb: Wer über Staatsausgaben diskutiert, sollte nicht fragen:
„Haben wir das Geld?“ – sondern:
„Haben wir ungenutzte Ressourcen – und nutzen wir das Geld richtig?“
Oft heißt es:
„Der Staat leiht sich Geld bei den Bürgern – und unsere Kinder müssen es zurückzahlen.“
Diese Vorstellung klingt vertraut. Aber sie ist falsch – gleich in mehrfacher Hinsicht.
Erstens: Wer leiht dem Staat Geld?
Der Staat verkauft seine Anleihen nicht an Bürger, sondern an dafür zugelassene Banken.
Diese Banken zahlen mit Zentralbankgeld. Das Geld landet auf dem Verrechnungskonto des Staates bei der Zentralbank. Streng genommen geht das Geld dort unter. Das „Guthaben“ auf dem Verrechnungskonto gehört nämlich nicht zur Geldmenge M1.
Erst wenn der Staat eine Ausgabe tätigt, entsteht tatsächlich Zentralbankgeld – nämlich bei der Empfängerbank der Zahlung.
Die Banken können die Anleihen später weiterverkaufen:
▸ An eigene Kunden → sie erhalten Giralgeld (also Buchgeld innerhalb der Bank)
▸ An Kunden anderer Banken → sie erhalten Zentralbankgeld über das Interbankensystem
▸ Oder an die Zentralbank → dann entsteht neues Zentralbankgeld (echte Geldschöpfung)
In keinem Fall fließt das Geld dieses Weiterverkaufs an den Staat zurück. Der hat seine Ausgabe bereits getätigt.
Die Antwort auf die Frage, wer leiht dem Staat das Geld heißt also, ausgewählte Banken!
Zweitens: Wer zahlt zurück?
Staatsschulden werden so gut wie nie „zurückgezahlt“ wie bei einem privaten Kredit.
Wenn eine Anleihe fällig wird, gibt der Staat einfach eine neue aus.
Das nennt sich „Rollover“ – und ist gängige Praxis in fast allen entwickelten Staaten.
Die Schulden des Staates bleiben. Das Vermögen des privaten Sektors auch.
Entscheidend ist nicht, wie viel der Staat schuldet – sondern, wofür er das Geld verwendet hat.
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